Freitag, 25. September, 19.30 Uhr, Vortrag mit Dia-Schau von John Dornbierer in der Mehrzweckhalle Wernetshausen.
Wir freuen uns, dass John sich bereit erklärt hat, diesen Anlass durchzuführen. Damit Sie sich sicher fühlen können, haben wir die Mehrzweckhalle reserviert. Hier können wir die Stühle mit dem gebotenen Abstand aufstellen.
John Dornbierer ist ein Weltenbummler, der seine Passion zum Beruf gemacht hat. Der gelernte Fotograf bot während mehr als vierzig Jahren Reisen in Gegenden an, die vom Tourismus kaum berührt waren. Jetzt schreibt der vitale achtzigjährige seine Memoiren und lädt die Wernetshauser Bevölkerung zu einer Reise in die Vergangenheit ein. Als Unterstützung dienen ihm dazu Dias, die er während eines Aufenthalts in den 80er-Jahren gemacht hat. Damals reiste man analog, das Internet war noch kein Thema und so zeigt er auch seine Bilder – mit einem alten Dia-Projektor, wie ihn die älteren Leserinnen und Leser noch kennen. Freuen Sie sich auf einen spannenden Abend und lesen Sie zur Einstimmung den nachfolgenden Text von John:
Südwestchina und Nordosttibet
Das Himalayagebiet, einst ein Meeresgrund, wächst, von der indischen Platte angestossen, seit Jahrmillionen immer noch 0,5 – 1 Zentimeter pro Jahr nach oben. Nördlich der 3000 Kilometer langen Bergkette mit 14 Achttausendern liegen unendlich weite Hochtäler und Hochebenen auf 4000 bis 5000 Meter über Meer sowie Gebirgszüge mit 6000 Meter hohen Gipfeln. Dank der südlichen Lage, auf Höhe von Nordafrika, schob sich die Baumgrenze im Himalaya auf 3800 Meter und die Vegetationsgrenze (Gräser und Blumen) bis auf 5500 Meter über Meer. Das «Dach der Welt» fällt nach Osten ab in die subtropischen Vorgebirge Südwestchinas.
In diese von der Aussenwelt wenig berührten Gegenden unternahm ich über ein Dutzend Pionierreisen, war 1965 einer der ersten Trekker in Westnepal und kam 1974 als einer der Ersten ins bis dahin verbotene Westtibet (Ladakh). Als sich China 1979 dem Tourismus öffnete, bereiste ich Tibet und fast alle Provinzen Chinas und machte Trekkings im Pamirgebirge (Muztagh) sowie zur Nordwand des Mount Everest (Basis Camp bis Rongbuk-Gletscher mit Sherpa Pertemba, der bereits vier Mal auf dem Mount Everest war und eine neue Route von China zum Everest rekognoszierte). Noch in den 1980er-Jahren hatten die Dörfer in entlegeneren Gebieten Chinas kaum Infrastruktur, keine richtigen Strassen und keine Elektrizität. Die lokalen Häuser bestanden mehrheitlich aus sonnengetrockneten Lehmziegeln, das Leben und die Kultur dieser Bergvölker hatten sich während Jahrhunderten kaum verändert. Der rasante Aufstieg Chinas ab den 1990er-Jahren veränderte das Gesicht dieser Landstriche nachhaltig.
Nordosttibet und Südwestchina sind zwei gegensätzliche Gebiete. Nordosttibet ist das alte, noch nicht sinaisierte Tibet mit jahrhundertealten Klöstern, die bis vor etwa zwanzig Jahren noch fast wie im Mittelalter funktionierten. Malerische Tempelkomplexe mit hunderten Mönchen stehen auf Hochebenen und in Seitentälern am Oberlauf des mächtigen Yangtse Flusses. Hirtenfamilien treiben bis zu tausend Schafe grosse Herden über grasbewachsene, fast menschenleere Berglandschaften. In entlegenen Tälern der mit subtropischer Vegetation überwachsenen Bergwelt Südwestchinas liegen die weltweit spektakulärsten Reisfelderterrassen. In jahrhundertelanger Arbeit wurden an Berghängen mit weit über tausend Höhenmetern Unterschied Terrassen für den Reisanbau angelegt, die an steilen Hängen weniger als einen Meter breit sein können – überwältigende Ansichten, wenn die Felder vor der Pflanzung unter Wasser stehen.
John Dornbierer