Am Wochenende vom 18. und 19. November 2017, fanden auf dem Hof Looren zwei Veranstaltungen rund um das Thema Hühnerhaltung statt.
. Als Kurt Brunner vor dreizehn Jahren den Hof Looren übernahm, gab es dort 800 Hühner, die nach Bio-Richtlinien gehalten wurden. Die Eier vermarktete die Firma hosberg AG. Kurt begann den Betrieb nach Demeter-Richtlinien, die deutlich strenger als die Bio-Richtlinien sind, zu führen und sah sich zunächst mit Problemen konfrontiert: Die hochgezüchteten Legehennen gediehen nicht mit dem Demeterfutter, sie brauchten mehr Eiweiss, wie es unter anderem Soja liefert. Kurt widerstrebte es aber, Pflanzen an Tiere zu verfüttern, die dem Menschen als Nahrung dienen. Inzwischen verfüttert er unter anderem Käseschotte, die in der Sennerei am Bachtel als Nebenprodukt anfällt. Noch viel mehr störte ihn, dass bei den Legehennen die frisch geschlüpften Brüder meistens getötet werden, da sie sich für die Fleischproduktion nicht eignen. Der männliche Eierhybrid setzt im Vergleich zum Fleischhybriden viel zu langsam Masse an. Sie haben ihren Wert verloren und sind nichts weiter als Abfallprodukte.
Nach und nach begann er selbst Rassehühner zu züchten, bei denen die Hühner zwar weniger Eier legen, die Hähne aber am Leben bleiben dürfen und dann nach ungefähr 18 Wochen als Poulet verkauft werden können.
Wohin mit den „Brüdern“?
Zurzeit hat er auf seinem Hof zwei Drittel industrielle Hybridhühner* und ein Drittel Rassehühner. Von beiden Typen wird der „Bruder“ aufgezogen und verwertet.
So weit so gut. Aber wie findet er Konsumenten für diese, in der Herstellung viel teureren Eier, und wie kann er die Nachfrage nach Poulet und Suppenhühner steigern? Es ist Kurt ein grosses Anliegen dem Verbraucher klar zu machen, dass solch ein Ei, welches nach ethisch höchstmöglichen Ansprüchen produziert wurde, ein Luxusgut ist, das nicht gedankenlos und massenhaft konsumiert werden sollte. Im letzten Jahr wurde Kurts Aussage, dass solch ein Hühnerei eigentlich fünf Franken kosten müsse, in diversen Medien zitiert. Noch schwieriger ist es, die bis zu zwei Kilogramm schweren Poulets oder Suppenhühner zu vermarkten. Wer weiss heute noch, wie man solch ein Tier zubereitet? Je nach Typ, Poulet oder Suppenhuhn, muss mit einer längeren Garzeit gerechnet werden.
Nachdem Kurt am Samstagnachmittag mit einer Schar interessierter Kollegen und Konsumenten von Stall zu Stall gegangen war, um die unterschiedlichen Hühner vorzustellen, wendete er sich in der warmen Remise diesem Thema zu. Unter den Besuchern befanden sich zwei Mitarbeiter der John Baker-Bäckerei aus Zürich, die Kurts Eier kaufen. Beat Ledermann von der Firma Picobio gab einen Einblick in die Probleme, solch teure Bio-Produkte zu vermarkten. Reto Cadotsch aus Genf stellte ein Vermarktungsmodell vor, das in Genf seit einem Jahr funktioniert. Nach dieser angeregten Diskussion gab es ein Güggel-vom-Grill-Essen.
Am Sonntag, dem 19. November, konnte ein kulinarisches Mehr-Gang-Menü zum Thema Huhn mit Bruder, gekocht von Tanja Büsser vom Restaurant Schäfli in Uznach, genossen werden. Diesen Aufwand betrieb das Team des Hof Looren, um zu beweisen, dass nicht nur hochgezüchtetes Pouletfleisch schmackhaft ist, sondern auch Fleisch von Hühnern, die etwas länger gelebt haben. Die zahlreichen Gäste können diese Aussage bestätigen!
Wer sich von diesen Gedankengängen angesprochen fühlt, findet auf der Homepage www.huhnmitbruder.ch mehr Informationen und feine Kochrezepte.
/ib